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25. Juli 2019

Verkehrsentlastung: Die CarSharing-Varianten wirken unterschiedlich

Im Jahr 2018 sind in Deutschland drei Studien veröffentlicht worden, die die verkehrsentlastende Wirkung des CarSharing untersuchen. Die ersten beiden Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, weil sie jeweils nur eine CarSharing-Variante – sationsbasiert oder free-floating – untersuchen. Dass die Systemunterschiede zwischen den CarSharing-Varianten die verkehrsentlastende Wirkung beeinflussen, zeigt die dritte in 2018 veröffentlichte Studie.

Entlastet CarSharing die Städte? Ja und Nein

Die Ergebnisse der Evaluation des CarSharing-Angebots in der Freien Hansestadt Bremen zeigt eine deutlich entlastende Wirkung auf den Pkw-Bestand. In Bremen ersetzt ein CarSharing-Fahrzeug durchschnittlich 7 private Pkw.

Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt die Studie share. Hier wird das Angebot des Anbieters car2go in den Städten Frankfurt am Main, Köln und Stuttgart im Rahmen einer Langzeitstudie untersucht. Das Ergebnis: Ein CarSharing-Fahrzeug ersetzt 0,3 bis 0,8 private Pkw. Es kommen demnach durch das CarSharing-Angebot mehr Fahrzeuge auf die Straße, als in den teilnehmenden Haushalten abgeschafft wurden.

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen der Bremen-Studie und share ist die Unterschiedlichkeit der betrachteten CarSharing-Angebote: In Bremen ist das CarSharing der Anbieter cambio und Move About rein stationsbasiert. car2go hingegen stellt seine Fahrzeuge nach dem Free-floating-Prinzip zur Verfügung.

Das STARS-Projekt: Vergleich der Entlastungswirkung verschiedener CarSharing-Varianten

Dass die Systemunterschiede zwischen den CarSharing-Varianten die verkehrsentlastende Wirkung beeinflussen, zeigt die dritte in 2018 veröffentlichte Studie. Sie wurde im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekts STARS vom Bundesverband CarSharing e.V. erstellt. In dieser Studie wurden drei Untersuchungsräume in den Städten Frankfurt am Main, Köln und Stuttgart definiert, in denen die Ausgangsbedingungen für die CarSharing-Nutzung jeweils optimal sind. An der Studie teilgenommen haben sowohl stationsbasierte Anbieter (cambio und stadtmobil) als auch der Free-floater car2go sowie book-n-drive in Frankfurt, ein Anbieter der stationsbasiertes CarSharing und Free-floating aus einer Hand anbietet. Ebenfalls dabei war mit Drivy ein Anbieter für Peer-to-peer CarSharing.

Die Ergebnisse des Systemvergleichs zeigen: Unter vergleichbaren Rahmenbedingungen schaffen die Kund*innen stationsbasierter Systeme in deutlichem Umfang private Pkw ab, die Kund*innen des Free-floating hingegen kaum. Beispielsweise sinkt in den stationsbasierten Systemen der durchschnittliche Autobesitz pro Haushalt von 0,65 Pkw vor der Anmeldung zum CarSharing auf jetzt nur noch 0,22 Pkw pro Haushalt. Bei den Free-floating-Kund*innen gibt es hingegen nur eine minimale Reduktion von 1,02 auf 0,97 Pkw pro Haushalt.

Kombiniertes CarSharing: Free-floating und Verkehrsentlastung lassen sich verbinden

Besonders interessant ist vor diesem Hintergrund das Abschneiden des kombinierten CarSharing-Angebots von book-n-drive: Es erreicht eine verkehrsentlastende Wirkung, die genauso hoch ist wie die der stationsbasierten Systeme. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass nicht das Angebot von free-floating Fahrzeugen per se die verkehrsentlastende Wirkung verringert. Vielmehr sorgen umgekehrt die stationsbasierten Fahrzeuge für die Verkehrsentlastung – und zwar auch dann, wenn sie mit free-floating Fahrzeugen parallel angeboten werden. Das kombinierte System ist demnach die Art und Weise, wie free-floating CarSharing so bereitgestellt werden kann, dass es verkehrsentlastend wirkt.

Was die Entlastungswirkung beeinflusst: Verlässlichkeit und Preis

In der STARS-Studie finden sich auch Hinweise darauf, warum die CarSharing-Varianten so unterschiedlich wirken. Der Aussage, dass CarSharing ein vollwertiger Ersatz für ein eigenes Auto sei, stimmen jeweils über 60 Prozent der Kund*innen der stationsbasierten und kombinierten Systeme zu. Unter den Free-floating-Kund*innen bejahen diese Aussage hingegen nur 33 Prozent. Die Gründe für diesen Unterschied, liegen offenbar in der Angebotsstruktur: CarSharing-Kund*innen, die sowohl beim stationsbasierten CarSharing als auch beim Free-floating angemeldet sind, zeigen sich mit der Verfügbarkeit der Fahrzeuge und den Kosten der Nutzung des stationsbasierten Systems sehr zufrieden, während eine Mehrheit das Free-floating in diesen Punkten eher kritisch beurteilt.

Nutzer stationsbasierter und kombinierter Systeme meinen: CarSharing ist ein vollwertiger Ersatz für ein eigenes Auto; Grafik: bcs

Der Bundesverband CarSharing e.V. empfiehlt vor diesem Hintergrund, stationsbasierte CarSharing-Fahrzeuge in stationsbasierten und kombinierten CarSharing-Angeboten besonders durch die Einrichtung von CarSharing-Stellplätzen im öffentlichen Raum zu fördern.

The STARS project has received funding from the Horizon 2020 programme under grant agreement n°769513